Plattenkritik

PhDecontrol - Demo [EP]

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 17.12.2010
Datum Review: 02.01.2011

PhDecontrol - Demo [EP]

 

 

Münsterland, schon immer die Wiege diverser guter und bangtauglicher Musik. Fahrräder und Studenten, Stoffe und hochwertiges Kinderholzspielzeug. Wer so wohlbehütet lebt, hat eigentlich gar keinen Grund aggressiv zu werden. Oder eben doch? PHDECONTROL sind auf jeden Fall mit Waldorfpuppen durch. Fröhlich panschen sie sich durch die dementsprechenden Musikstile: Punk, Punkrock, Emopunk, Postpunk, ja Punk halt irgendwie und doch nicht ganz so einfach.

Glücklicherweise haben sie ein Händchen dafür, wie man diese Suppe schmackhaft gestalten kann. So klingt es keinesfalls beliebig zusammengewürfelt, einfach mal Instrumente umgeschnallt und draufgedroschen, sondern vielmehr bedacht aber stabil zusammengezimmert. Garagenpunk ist das nicht. Aber ein Tischler ist ja auch kein Holzfäller. PHDECONTROL finden nicht nur harte, brachiale Riffs, sondern auch die einzelne Saite, besinnen sich auf fülligen, bierseeligen, mehrstimmig passenden Chorus, nicht zu spärlich gesetzt. Für den ADS-typischen Punksound sorgen Offbeat und die Vermeidung der Überschreitung der 3,5 Minutengrenze. Vergleichsweise „ruhigere“ Tempi und der takteweise Verlust der Aggressivität der Vocals weisen auf Postpunkkinderstube hin. Auch hier gab es bekanntermaßen keine Waldorfpuppen.

Und der Emopunk? Ja, den hört man, wenn man auf den Text achtet. Nein, keine Weinerlichkeiten. Mit Holzspielzeug kann man schöne Platzwunden machen. Vielmehr auch hier eher in Richtung Arschtritt. „Mathilda“ könnte traurig sein, aber das haut im weiteren Verlauf weder musikalisch noch textlich hin. Trotz der diversen Lebenswidrigkeiten, wissen PHDECONTROL auf wen oder was sie sich verlassen können: Freunde und Musik. Eine echte Männerfreundschaft. Und das beschreibt den Sound doch ganz gut: Eine Männerfreundschaft, in welcher man die Widrigkeiten kennt, sich aufmunternd auf die Schulter klopft und Abends nach dem gemeinsamen Bier durch die Straßen gröhlt und pöbelt. Leben kann so einfach sein und doch so schön!

P.S.: Abermals möchte ich an dieser Stelle das wahrhaft gelungene Artwork der Platte ausloben. Für ein Demo vielleicht schon ein wenig überschwänglich, aber Herzblut ist wohl schwerlich ruhig zu halten.

Tracklist:
1.Cleaner States
2.Leave Your Mother At The Door
3.Break The Boundaries
4.Mathilda
5.We Live, We Breathe

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de